11.07.2023
Unter dem Motto „Starke Kinder schützen sich“ organisierte der Elternbeirat des Chiemgau-Gymnasiums (ChG) in diesem Schuljahr erstmals einen geschlechtergemischten Selbstbehauptungskurs für die 5. bis 7. Klassen. Kursleiter Adi Bernard vom Kun Tai Ko Karate Dojo Inzell und sein Team, bestehend aus Carolin Pauli und Klaus Schlöglmann, erarbeiteten mit den 56 Teilnehmenden an den drei Kursabenden zunächst einige wichtige Grund- und Verhaltensregeln. Diese können, nicht nur im Kurs, sondern ins tägliche Leben integriert, Ärger und Übergriffe von vornherein vermeiden.
Angefangen beim sicheren Stand, welcher Selbstbewusstsein und innere Ruhe ausstrahlt und deutlich macht, dass man eindeutig kein Opfer ist und sich zu wehren versteht, über die Bedeutung von Mimik und Gestik sowie gegenseitigen Respekt bis zur Wahrung der Individualdistanz erfuhren die Kinder, wie sie agieren können. Zugleich lernten sie dabei ihre eigenen, aktuell noch physischen Grenzen einzuschätzen. Durch praktisches Üben, auch schon mit Körpereinsatz, wurde es dann schnell konkret.
Anhand von Gruppenspielen wurden Situationen dargestellt und Elemente aus der Selbstverteidigung eingeübt, um in Notfällen instinktiv und effektiv zu reagieren. Dabei ging der Kurs auch auf die Gewaltskala ein – sprich, dass Gewalt verschieden und durchaus individuell eingeordnet werden kann (Mobbing, körperlich, seelisch). Außerdem wurde über „gute und schlechte Geheimnisse“ sowie über „Rettungsinseln“ gesprochen. „Richtig“ streiten, Aggressionen abbauen, „Angstvernichtung“, z. B. durch verschiedene Atemtechniken, gehörten unter anderem ebenfalls zum Kursinhalt. Außerdem lernten die SchülerInnen, was wichtig für eine Täterbeschreibung ist.
Bezüglich der Schaffung von Öffentlichkeit fasste Carolin Pauli zusammen, dass es wesentlich wirkungsvoller sei, im Notfall „Feuer“ zu rufen anstatt nur um Hilfe, denn dann habe man die volle Aufmerksamkeit des Umfeldes. Klaus Schlöglmann ergänzte, dass außerdem das Ansprechen eines erwachsenen Angreifers mit „Sie“ ganz wesentlich sei, damit Außenstehende die Situation einschätzen und entsprechend eingreifen können. Adi Bernard bekräftigte immer wieder: Ein NEIN ist immer ein nein und lässt keinen Interpretationsspielraum zu: „Seid authentisch und strahlt aus, was ihr sagt.“
Am 27. Juni, dem dritten und letzten Abend, wurde nach einer Vertiefung und Wiederholung des Gelernten das Programm durch den sogenannten „Bruchtest“ abgerundet. Dabei schlugen die SchülerInnen ein Brett durch, was nur mit gut ausgeführter Technik gelingen kann. Jede Schülerin und jeder Schüler erhielten eine persönliche Teilnahmeurkunde.
Am Ende des Kurses überreichte Claudia Lahr, die Elternbeiratsvorsitzende des Chiemgau-Gymnasiums, einen Geschenkkorb an die Trainer als Dank und wertschätzende Aufmerksamkeit für den hervorragenden Kurs. Besonders freute sie sich, dass so viele Eltern und Erziehungsberechtigte zum Zuschauen gekommen waren und dass Paula Mader, selbst Schülerin am ChG und Mitglied im Dojo Inzell, am letzten Kursabend ausgeholfen hatte. Das zeige, dass die Arbeit in den Vereinen weitergehe, wenn die Jugend engagiert nachrückt. Außerdem wünschte sie allen Anwesenden, niemals in eine Situation zu kommen, in der sie sich verteidigen müssen.